Einen Einblick in die Kunsttherapie erhalten

Die Schussental-Klinik Aulendorf bietet auch in diesem Jahr Praxishospitationen für Studierende der Kunsttherapie an. Derzeit erhält die Studentin Anna-Lena Haase einen Einblick.

Anna-Lena Haase (links) unterstützt als Hospitantin derzeit das Team um Irmgard Wirtensohn.

Seit 20. Juli unterstützt Anna-Lena Haase das Team der Abteilung Kunst- und Ergotherapie der Schussental-Klinik Aulendorf als Praxishospitantin. Sie studiert im zweiten Semester Kunsttherapie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und hat sich initiativ bei der Klinik in Aulendorf beworben. „Ich finde den psychosomatischen Ansatz sehr interessant“, berichtet die 26-Jährige. Insgesamt sieben Wochen lang begleitet und beobachtet sie die Gruppentherapien, übernimmt organisatorische Aufgaben und eigene kleine Projekte. Vor allem die Visiten bei den Behandelten findet sie spannend. Berufliche Erfahrungen hat die Studierende schon in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung in der Kreativtherapie gesammelt. Während der Hospitation ist die junge Frau im Aulendorfer Schönstatt-Zentrum untergebracht.

Die Suche nach einem Praktikumsplatz sei in diesem Jahr nicht leicht gewesen, erzählt die Studentin. So manche Kommilitonin hätte wegen der Corona-Pandemie keine Praxisstelle gefunden. Mit der Schussental-Klinik regelte Haase das organisatorische im März dieses Jahres. Das Bewerbungsgespräch mit Irmgard Wirtensohn, Leiterin der Kunst- und Ergotherapie der Klinik, fand telefonisch statt.

Kooperation bereits seit 1997

Wirtensohn freut sich über das Interesse von jungen Menschen für den Beruf der Kunsttherapeutin. Die Abteilungsleiterin hat selbst an der Hochschule in Nürtingen studiert und ist seit 1993 in der Schussental-Klinik beschäftigt. Bereits seit 1997 besteht auf ihre Initiative hin die Kooperation mit der Nürtinger Hochschule. Einmal jährlich werden an der Schussental-Klinik eine Stelle für das Praxissemester oder zwei Praxishospitationen angeboten. „Studierende haben eine andere Sichtweise und geben uns neue Impulse, das finde ich spannend“, meint die Leiterin. Die Hospitierenden sollen eigene Erfahrungen sammeln, sich ausprobieren und einen Einblick in die kunsttherapeutische Arbeit mit psychisch Erkrankten erhalten.

Normalerweise dauern die Praxishospitationen sechs Wochen, wegen der coronabedingten Verschiebung des Prüfungszeitraums beträgt die Dauer nun sieben Wochen. Am Ende der Hospitation steht ein anonymisierter Bericht über einen Patienten an, den Anna-Lena Haase über mehrere Wochen genauer beobachtet hat. „Ich weiß jetzt schon, dass ich viel mitnehmen werde“, sagt die Studentin und freut sich auf neuen Input. Ende August kommt mit einer Überlappung von zwei Wochen schon die nächste Hospitantin in die Abteilung.

Therapiegruppen mit Abstand

Während der aktuellen Lage findet die Kunsttherapie für Behandelte des psychosomatischen Fachkrankenhauses in zwei Gruppen mit je acht Teilnehmenden inklusive Therapeutin auf zwei große Gruppenräume verteilt statt. Abstands- und Hygieneregeln können auf diese Weise eingehalten werden. „Die Patienten schätzen das sehr und fühlen sich gut informiert über die Maßnahmen“, berichtet Irmgard Wirtensohn. Je nach Krankheitsbild und Konzept wird für jede Station eine Kunsttherapiegruppe angeboten. Im Abteilungsteam arbeiten vier Kunsttherapeut*innen, zwei Ergotherapeut*innen sowie Interessierte, die ein Praktikum ableisten. „In der Kunsttherapie lernen die Betroffenen, ihr inneres Erleben und ihre Belastungsinhalte über Material auszudrücken. Im Gespräch erarbeiten wir dann Lösungsstrategien“, erläutert die Leiterin die Therapieziele. Es kann mit Ton, Speckstein, Sand und Collagen gearbeitet werden sowie mit dem gesamten Spektrum aus Malen und Zeichnen. Zudem steht den Behandelten ein Gestaltungsraum zur Verfügung, der abends und am Wochenende für selbständiges Gestalten frei zugänglich ist. Eine ehemalige Hospitantin bietet in der Klinik jeden zweiten Samstag ein Kreativangebot für alle Patientinnen und Patienten rund um Speckstein, Ton und Upcycling an.